Das Tarot ist ein faszinierendes System von Karten, das seit Jahrhunderten für Wahrsagung, Selbsterkenntnis und spirituelle Reflexion verwendet wird. Seine komplexe Symbolik und die tiefgreifende Bedeutung seiner Bilder ziehen Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und Hintergründen an.

Historische Entwicklung des Tarot

Die Ursprüngen des Tarots liegen im Dunkeln der Geschichte verborgen. Allgemein anerkannt ist, dass die ersten Tarotkarten im 15. Jahrhundert in Norditalien auftauchten. Das Tarotspiel, ursprünglich als Tarocchi bekannt, diente zunächst als ein Unterhaltungsspiel für Adelige. Ein bekanntes Beispiel ist das Visconti-Sforza-Tarot, das um 1440 entstanden ist und als eines der ältesten erhaltenen Tarot-Decks gilt.

Der genaue „Erfinder“ des Tarot ist unbekannt, da das Tarot nicht von einer einzelnen Person geschaffen wurde, sondern sich aus bereits existierenden Kartenspielen und esoterischen Symbolsystemen entwickelte. Dennoch spielten einige historische Figuren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Popularisierung des Tarots. Ein bedeutender Name ist Filippo Maria Visconti, der Herzog von Mailand, der die Erstellung des Visconti-Sforza-Tarot in Auftrag gab. Später trugen Okkultisten wie Antoine Court de Gébelin, Eliphas Lévi, Arthur Edward Waite und Aleister Crowley entscheidend zur symbolischen und spirituellen Deutung des Tarot bei.

Frühere Verwendungen des Tarot

Bevor das Tarot als esoterisches Werkzeug populär wurde, wurde es vor allem als Spielkarten-Deck verwendet. Das sogenannte Tarocchi-Spiel war ein beliebter Zeitvertreib in aristokratischen Kreisen und wurde für strategische und gesellschaftliche Spiele genutzt. Die Karten hatten zu dieser Zeit noch keine eindeutige esoterische oder spirituelle Bedeutung, sondern dienten rein der Unterhaltung.

Erst im 18. Jahrhundert begannen Okkultisten, den Karten tiefere Bedeutungen zuzuschreiben. Antoine Court de Gébelin war einer der Ersten, der behauptete, das Tarot sei ein Überbleibsel alter ägyptischer Weisheit. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich das Tarot zunehmend zu einem Werkzeug für Wahrsagung, Meditation und spirituelle Praxis.

Die Legende des ägyptischen Ursprungs des Tarot

Die Vorstellung, dass das Tarot seine Wurzeln im alten Ägypten hat, geht maßgeblich auf Antoine Court de Gébelin zurück. In seinem Werk „Le Monde Primitif“ aus dem Jahr 1781 vertrat er die Theorie, dass die Tarotkarten Überreste des legendären ägyptischen Buches Thoth seien, das angeblich von dem ägyptischen Gott der Weisheit, Thoth, selbst verfasst wurde. Laut dieser Theorie sollte das Tarot geheimes Wissen enthalten, das in Symbolen und Archetypen verschlüsselt war und die großen Geheimnisse des Universums offenbaren konnte.

Obwohl es keinerlei historische Beweise für eine ägyptische Herkunft des Tarots gibt, faszinierte diese Idee viele Okkultisten und Tarot-Forscher. Spätere Figuren wie Eliphas Lévi und Aleister Crowley griffen die ägyptische Verbindung auf und integrierten sie in ihre esoterischen Systeme. Crowleys Thoth Tarot-Deck ist ein prominentes Beispiel für die Verschmelzung des Tarots mit ägyptischer Mythologie.

Die ägyptische Legende des Tarot bleibt bis heute ein faszinierender Mythos, der das Mysterium und die spirituelle Anziehungskraft der Karten weiter verstärkt.

Struktur des Tarot-Decks

Ein klassisches Tarot-Deck besteht aus 78 Karten, die in zwei Hauptgruppen unterteilt sind:

• Große Arkana (22 Karten): Diese Karten repräsentieren die großen Lebenslektionen und universellen Archetypen wie Der Narr, Der Magier, Die Hohepriesterin und Der Tod.
• Kleine Arkana (56 Karten): Diese Karten sind in vier Farben unterteilt – Stäbe, Kelche, Schwerter und Münzen – und stehen für verschiedene Lebensbereiche wie Kreativität, Emotionen, Intellekt und materielle Angelegenheiten.

Symbolik und Bedeutung

Jede Tarotkarte ist reich an Symbolen, die verschiedene Bedeutungen tragen. Farben, Zahlen, Figuren und Szenen interagieren miteinander, um komplexe Botschaften zu vermitteln. Die Interpretation einer Tarotkarte hängt von ihrer Position in der Legung und dem Kontext der Frage ab. Die Große Arkana bezieht sich oft auf spirituelle und existenzielle Themen, während die Kleine Arkana alltägliche Herausforderungen und Erfahrungen reflektiert.

Die Anwendung von Tarot heute

Moderne Tarotpraktiken sind vielfältig und reichen von psychologischer Beratung bis hin zu esoterischen Ritualen. Viele Menschen nutzen Tarot als Werkzeug zur Selbstreflexion, um Klarheit in schwierigen Lebenssituationen zu gewinnen oder um neue Perspektiven zu entdecken. Tarot-Leser agieren dabei oft als Vermittler zwischen dem Fragesteller und den symbolischen Botschaften der Karten.

Tarot als Spiegel der Seele

Das Tarot wird oft als Spiegel der Seele bezeichnet, da es tiefe Einblicke in die innere Welt des Fragestellers bietet. Es ist zwar ein Werkzeug zur Vorhersage der Zukunft, doch gibt das Tarot mehr Auskunft über gegenwärtige Umstände und innere Gefühlslagen, die sich in den Karten widerspiegeln.

Fazit

Das Tarot ist weit mehr als nur ein Kartenspiel oder ein esoterisches Werkzeug. Es ist ein vielschichtiges System, das durch seine Symbole und Archetypen zeitlose Wahrheiten über das Menschsein offenbart. Die Faszination für das Tarot wird zweifellos weiterbestehen, da es den Menschen hilft, ihre innere Welt zu erkunden und ihre Lebensreise bewusster zu gestalten.

>>> Hier geht es zur Übersicht der Großen Arkana im Tarot
>>> Hier geht es zur Übersicht der Kleinen Arkana im Tarot

Literaturverzeichnis:

• Waite, Arthur Edward: The Pictorial Key to the Tarot
• Crowley, Aleister: Das Buch Thoth
• Pollack, Rachel: 78 Degrees of Wisdom
• Huson, Paul: Mystical Origins of the Tarot

FAQ zum Tarot