Blähungen oder Blinddarm? So unterscheidet sich der Schmerz
Es zieht im Bauch, Unwohlsein und schmerzende Blähungen mehren sich – viele Menschen stellen sich dann die Frage: Sind das nur harmlose Blähungen oder steckt womöglich der Blinddarm dahinter? Die Unterscheidung ist nicht immer einfach, denn beide Beschwerden können ähnliche Symptome verursachen. Doch während Blähungen meist ungefährlich sind, kann eine Blinddarmentzündung schnell zur ernsten Angelegenheit werden. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du Bauchschmerzen besser deuten kannst, woran du eine Blinddarmentzündung erkennst – und wann ein Arztbesuch notwendig ist.
Wenn der Bauch schmerzt: Ist es nur Luft – oder doch der Blinddarm?
Fast jeder kennt dieses unangenehme Gefühl: Plötzliche Bauchschmerzen, ein Druckgefühl im Unterleib – und die Frage: Sind das einfach nur Blähungen oder steckt etwas Ernstes wie eine Blinddarmentzündung dahinter?
Die Symptome können sich ähneln, doch es gibt einige wichtige Unterschiede. In diesem Artikel erfährst du, wie du Bauchschmerzen besser einschätzen kannst – und wann du unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen solltest.
Blähungen: Wenn Luft im Bauch für Probleme sorgt
Blähungen – medizinisch auch Flatulenz genannt – entstehen, wenn sich Gase im Verdauungstrakt ansammeln. Meist sind sie harmlos, aber unangenehm.
Typische Ursachen für Blähungen:
- Hastiges Essen (Luftschlucken)
- Bestimmte Lebensmittel (z. B. Bohnen, Zwiebeln, Kohl, kohlensäurehaltige Getränke)
- Unverträglichkeiten (Laktose-, Fruktoseintoleranz)
- Reizdarm-Syndrom
- Stress oder Angstzustände
Symptome bei Blähungen:
- Druck- und Völlegefühl im Bauch
- Gurgeln oder Rumoren im Darm
- Sichtbare Aufblähung des Bauches (Blähbauch)
- Häufiges Abgehen von Winden
- Krampfartige Bauchschmerzen – oft nach dem Essen
Die Schmerzen treten meist über den gesamten Bauchraum auf und können kommen und gehen. Bewegung, Wärme oder ein Toilettengang führen häufig zu Besserung.
Blinddarmentzündung (Appendizitis): Wenn’s gefährlich wird
Bei der sogenannten Appendizitis ist nicht der eigentliche Blinddarm entzündet, sondern der Wurmfortsatz – ein kleiner, fingerförmiger Anhang des Dickdarms im rechten Unterbauch. Eine akute Blinddarmentzündung ist ein Notfall und muss meist operativ behandelt werden.
Mögliche Ursachen:
- Verstopfung des Wurmfortsatzes (durch Stuhl, Schleim oder Lymphgewebe)
- Infektionen im Magen-Darm-Bereich
- Entzündungsreaktionen im Körper
Typische Symptome einer Blinddarmentzündung:
- Beginnende Schmerzen im Oberbauch oder um den Bauchnabel, die später in den rechten Unterbauch wandern
- Druckempfindlichkeit im rechten Unterbauch (McBurney-Punkt)
- Übelkeit, Erbrechen
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Verstopfung oder Durchfall
- Schmerzen beim Husten, Gehen oder Beinheben
Wichtig: Die Schmerzen werden mit der Zeit stärker und konstanter, anders als bei Blähungen, wo sie in Wellen auftreten können.
Blähungen oder Blinddarm? Der direkte Vergleich
Symptom | Blähungen | Blinddarmentzündung |
---|---|---|
Ort der Schmerzen | Überall im Bauch, oft links | Meist rechts unten |
Schmerzcharakter | Krampfartig, wellenförmig | Konstant, stechend |
Beginn der Schmerzen | Nach dem Essen, spontan | Oft um den Bauchnabel, wandert nach rechts unten |
Besserung durch Bewegung/Wärme | Ja | Nein – oft Verschlechterung |
Fieber | Selten | Häufig |
Übelkeit/Erbrechen | Möglich, aber selten | Häufig |
Stuhlveränderung | Eher Blähungen, Flatulenz | Verstopfung oder Durchfall möglich |
Appetitlosigkeit | Ungewöhnlich | Typisch |
Druckschmerz bei Bewegung (z. B. Hüpfen) | Nein | Ja, stark ausgeprägt |
Selbsttest: Blähung oder Blinddarm?
Achtung: Kein Selbsttest ersetzt den Besuch beim Arzt. Aber folgende Fragen können helfen, deine Beschwerden besser einzuschätzen:
- Wo genau tut es weh?
→ Mitte oder links = eher Blähung; rechts unten = mögliche Blinddarmentzündung - Hat sich der Schmerz verlagert?
→ Wenn er vom Bauchnabel nach rechts unten gewandert ist, kann das ein Warnzeichen sein. - Wird der Schmerz durch Bewegung schlimmer?
→ Bei Appendizitis sind Gehen, Husten oder Hüpfen sehr schmerzhaft. - Hast du Fieber oder Übelkeit?
→ Diese Symptome deuten eher auf eine Entzündung hin. - Hast du Blähungen oder Luftabgang?
→ Dann ist die Ursache wahrscheinlich harmloser.
Wann sollte ich zum Arzt?
Sobald du den Verdacht auf eine Blinddarmentzündung hast oder die Schmerzen schlimmer werden, sofort zum Arzt! Besonders bei:
- Anhaltenden Schmerzen im rechten Unterbauch
- Übelkeit, Fieber und Appetitlosigkeit
- Schmerzen beim Gehen oder Husten
- Harte Bauchdecke (Abwehrspannung)
Eine nicht behandelte Appendizitis kann zu einem Blinddarmdurchbruch führen – eine lebensbedrohliche Komplikation.
Diagnose durch den Arzt
Beim Verdacht auf eine Blinddarmentzündung wird die Ärztin/der Arzt folgende Maßnahmen ergreifen:
- Anamnese: Fragen zu den Symptomen und deren Verlauf
- Körperliche Untersuchung: Druckschmerz-Test, ggf. Rebound-Phänomen
- Blutuntersuchung: Erhöhte Entzündungswerte (CRP, Leukozyten)
- Ultraschall: Zur Sichtbarmachung des entzündeten Wurmfortsatzes
- Urinuntersuchung: Um andere Ursachen (z. B. Harnwegsinfekt) auszuschließen
Behandlung: Das kannst du tun
Bei Blähungen:
- Wärmeflasche oder Körnerkissen
- Sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinn
- Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee
- Bewegung (z. B. Spazierengehen)
- Vermeidung blähender Lebensmittel
- Enzympräparate oder entblähende Medikamente (z. B. Simeticon)
Bei Blinddarmentzündung:
- Sofortige ärztliche Behandlung
- In der Regel: Appendektomie (operative Entfernung des Wurmfortsatzes)
- In manchen Fällen kann eine antibiotische Behandlung erwogen werden – das entscheidet aber die Klinik individuell
Fazit: Lieber einmal zu oft zum Arzt
Blähungen sind unangenehm, aber meist harmlos. Eine Blinddarmentzündung hingegen kann lebensgefährlich werden, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird.
Wenn du unsicher bist, ob deine Beschwerden auf Blähungen oder den Blinddarm zurückzuführen sind: Zögere nicht – geh zum Arzt. Lieber eine harmlose Entwarnung als ein riskanter Blinddarmdurchbruch.